Medien in Kroatien

Medien in Kroatien

Dieser Artikel gibt einen Überblick über das kroatische Mediensystem.

Inhaltsverzeichnis

Medienformen

Die wichtigste Form der Massenmedien ist in Kroatien das Fernsehen; 87 Prozent aller Kroaten zwischen 10 und 74 sehen täglich fern, während lediglich 19 Prozent das Internet tagaus tagein benutzen.[1]

Printmedien

Logo von Jutarnji list

Das kroatische Printmediensystem ist national ausgerichtet, obwohl es einige bedeutende Regionalzeitungen mit jedoch vergleichsweise geringer Auflage gibt; im gesamteuropäischen Vergleich ist der Konsum von Tageszeitungen in Kroatien gering. Vjesnik (dt. Kurier, tägliche Auflage 2000: ca. 22.000) ist die einzige landesweit ausgerichtete erscheinende Qualitätszeitung.[2] Mit ca. 252.000 (2000) täglich verkauften Exemplaren ist das sich im Besitz der österreichischen Styria Media Group befindende Večernji list (dt. Abendblatt) die auflagenstärkste landesweit erscheinende Tageszeitung.[3] Weitere bedeutende Tageszeitungen sind das Zagreber Jutarnji list (dt. Morgenblatt, Auflage 2000: ca. 150.000), an dem der deutsche WAZ Konzern der größte Anteilseigner ist, das dalmatinische Slobodna Dalmacija (dt. Freies Dalmatien, Auflage 2000: ca. 55.000), die primär in Istrien gelesenen Novi list (deut. Neues Blatt, Auflage 2000: ca. 48.000) und Glas istre (dt. istrische Stimme, Auflage 2000: ca. 22.000) sowie Slawoniens Regionaltageszeitung Glas Slavonije (deut. Stimme Slawoniens, Auflage 2000: ca. 11.000). Dnevnik ist die bedeutendste nationale Wirtschaftszeitung, Sportske Novosti (dt. Sportnachrichten, Auflage 2000: ca. 40.000) die nationale Sportzeitung.[3] Erst 2005 wurde 24 sata (dt. 24 Stunden), eine midmarket Zeitung mit Schwerpunkt in Zagreb gegründet, aber mit einer Auflage von ca. 150.000 Exemplaren ist sie bereits heute eine der auflagenstärksten Tageszeitungen des Landes.[4]

Unter den Wochenzeitschriften sind Fokus, Globus, Hrvatski list, die Kulturzeitung Hrvatsko slovo, und Nacional die Zeitschriften mit der größten Reichweite.

Insbesondere Wirtschaftszeitungen etablieren sich in letzter Zeit neu auf dem kroatischen Markt: Lider, business.hr, Banka und Poslovni dnevnik. Das satirische Wochenblatt Feral Tribune ist für seine kritische Haltung während der Regierungszeit Franjo Tuđmans, die es bis heute beibehalten konnte, auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Siehe auch: Liste kroatischer Zeitungen

Rundfunk

Kroatien hat ein duales Rundfunksystem. Terrestrische Analogübertragung ist immer noch die verbreitetste Empfangsart, lediglich 18% der Haushalte verfügen über Kabelfernsehen, 30% verfügen über Satellitenempfänger.[5]

Fernsehen

Logo der kroatischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt HRT

Im Fernsehbereich werden neben der staatlichen Rundfunkgesellschaft Hrvatska Radiotelevizija (HRT) die Privatsender RTL Televizija und Nova TV national ausgestrahlt. Mit 54,2% Marktanteil (2007) ist HRT der Marktführer, RTL TV erzielt durchschnittlich 24,4% und Nova TV etwa 13,6% Marktanteil.[6] Überdies gibt es mehrere lokale Fernsehsender, zum Beispiel Z1, OTV, NeT und Nova TV. Über Satellit können europaweit (Hot Bird) und in Nordamerika folgende Fernsehsender unkodiert empfangen werden: HRT (z.T. kodierte Signale bei lizenzpflichtigem Programmen), Z1 und Croatian Music Channel. RTL Televizija sendet in Europa über den Satelliten Eutelsat W2. Darüber hinaus ist auch der 2005 gestartete MTV-Ableger für den Westbalkan, MTV Adria, in Kroatien zu empfangen. Kapital Network (ein Wirtschaftsfernsehenkanal) ist ein privater Fernsehsender, der im digitalen DVB-T Betrieb in Kroatien empfangen werden kann, wie auch via Satellit.

Seit Ende 2010/Anfang 2011 kamen auch RTL2 (Schwestersender von RTL Televizija), und DomaTV (Schwestersender von Nova TV) hinzu. Baldige Pläne (2011) sehen das dazukommen von CMC (Croatian Music Channel) und noch einem privaten Sportfernsehsender (noch Name unbekannt).

Radio

In Kroatien gibt es nebst den staatlichen Radiosendern der HRT und den national-ausgestrahlten Privatsendern Otvoreni radio, Narodni radio und Radio Marija seit den frühen 1990er Jahren dutzende lokale Privatradiosender.

Neue Medien

Obwohl etwa die Hälfte der kroatischen Erwachsenenbevölkerung über einen Internet-Zugang verfügt, nutzen nur etwa 38 Prozent diesen zumindest wöchentlich.[1] Die Zahl der Breitband-Nutzer ist in den vergangenen Jahren rapide angestiegen. 2007 gab es etwa 331.000 Broadband-Anschlüsse in Kroatien.[7]

Film

Die Frage, ob es vor der Unabhängigkeit Kroatiens 1991 ein eigenständiges kroatisches Kino gab, ist umstritten.[8] Ivo Škrabalo bejaht diese Frage in seiner 1984 erschienenen Monographie Između publike i države: povijest hrvatske kinematografije: 1896-1980 („Zwischen Öffentlichkeit und Staat: Eine Historiographie der kroatischen Cinematographie von 1896 bis 1980“).[9] Die wichtigste Säule des kroatischen Kinos nach dem 2. Weltkrieg ist sind experimentelle und alternative Filme, insbesondere im Zeichentrickgenre.[10]

Mediengesetz

In Kroatien werden seit geraumer Zeit diverse Abänderungen des Mediengesetzes von 2004 diskutiert. Insbesondere die Einflussnahme der Politik auf die Medien sollte verhindert werden und der Schutz von Redakteuren, angesichts in letzter Zeit häufiger Angriffe, besser gewährleistet werden. Laut derzeitiger Gesetzgebung sind immer noch Strafen für Journalisten vorgesehen, die eine Preisgabe ihrer Quellen ablehnen. Ebenso wird Verleumdung gerichtlich verfolgt. Im Rahmen der Aufspürung von Kriegsverbrechen wurde 2005 das Verhör einer Journalistin durch einen Geheimdienst und die vermutete Abhörung mehrerer Journalisten in der Öffentlichkeit bekannt. In einem Verleumdungsfall schritt sogar die Justizministerin ein, um das Gerichtsurteil durch Bezahlung der Kaution nichtig zu machen. Derartige, von der Öffentlichkeit heftigst abgelehnte, Gesetzesvorgaben sollen abgeändert werden. Die Praktiken der Geheimdienste wurden bereits einer strengen Prüfung unterzogen.

Die Unabhängigkeit der nationalen Rundfunkgesellschaft HRT soll nach lautstarker Kritik von Seiten der Öffentlichkeit noch mehr geschützt und gefördert werden. Gleichzeitig wurde praktisch bereits beschlossen, dass es eine unabhängige Medien-Kontrollinstitution geben sollte, welche die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen überwachen sollte (bislang verfügt die kroatische Rundfunkgesellschaft über ein eigenes Kontrollgremium). Die Medien werden somit zur professionellen und verantwortungsvollen Berichterstattung aufgefordert, der Jugendschutz sollte eingehalten werden und eine Überschreitung der genehmigten Werbezeiten wird sanktioniert werden.

Beurteilung der Medienlandschaft

Nach einem Bericht der Nichtregierungsorganisation IREX soll Kroatien auf dem Westbalkan knapp nach Bosnien und Herzegowina das gemessen an Professionalisierung, Medienpluralismus, betrieblicher Nachhaltigkeit und Effizienz des institutionellen Supports demokratiefähigste Mediensystem aufweisen,[11] wenngleich in jüngster Zeit die größeren Fortschritte auf diesem Feld in den anderen Nachfolgestaaten Jugoslawiens gemacht worden sind.[12] Auf dem Balkan soll demnach nur Mazedonien eine ähnlich hohe Redefreiheit garantieren.[13]

In der von der Organisation "Reporter ohne Grenzen" kompilierten "Rangliste der Pressefreiheit 2005" steht Kroatien dagegen hinter den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina lediglich auf Rang 56 von 166, einer der letzten Ränge im europäischen Vergleich.[14]

Es wird eine zunehmende Tabloidisierung und Kommerzialisierung der Medien bemängelt. Ebenso seien die Medien in Kroatien für die breite Öffentlichkeit relativ teuer zu erwerben, und es sei oft notwendig mehrere Medien gleichzeitig zu verfolgen, um ein korrektes Gesamtbild der aktuellen Lage zu erhalten. Paradoxerweise wird im Bericht erwähnt, dass sich die größten Gegner der prodemokratischen und proeuropäischen Politik der kroatischen Regierung ausgerechnet in zwei Medien finden, von denen jeweils ein Medium in österreichischem Besitz und das andere Medium im Besitz einer amerikanischen Gesellschaft ist. Die Eigentümer sollten hierbei eine kritischere Reflexion der Redakteurspolitik verfolgen, bzw. ist unklar, ob eine derartige Blattlinie der Intention der Eigentümer entspricht.

Der Bericht erwähnt auch den unrühmlichen Vorfall des festgenommenen Journalisten Josip Jović (Chefredakteur der Tageszeitung Slobodna Dalmacija), welchen das Haager Tribunal beschuldigte, zur Aufdeckung der Identität eines geheimen Zeugen beigetragen zu haben und gegen den ein Haftbefehl bestand. Nach Bekanntwerden der Anklage folgten heftige Reaktionen von Seiten der Öffentlichkeit und diverser Journalistenvereinigungen. Die IREX stellte hier eine potentielle Gefahr für die Redefreiheit innerhalb des Landes fest, die von der paradoxen und einzigartigen Lage Kroatiens im Jahre 2005 zeugt. Kroatien hat entsprechende Standards im Bezug auf die Medienfreiheit erreicht. Diese Standards der Redefreiheit wurden jedoch ausgerechnet von einer Institution gefährdet, von der man dies am wenigsten erwartet hätte, nämlich dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, einer hohen internationalen Institution, die dazu geschaffen wurde, um die Gerechtigkeit und Stabilität in der Region voranzutreiben.

Laut Freedom House Press Freedom Report 2006 hat Kroatien noch immer nur teilweise freie Medien aufzuweisen. Politische und wirtschaftliche Interessen sollen sich dabei negativ auf die Pressefreiheit auswirken. Kroatien nimmt somit den 85. Platz in der Welt ein. Auch wenn Kroatien ein neues Gesetz verabschiedete in dem die Strafverfolgung betreff Verleumdung deutlich abgeschwächt wurde, so stellt dies immer noch eine strafbare Handlung dar, im Falle dass das Ansehen einer Institution gefährdet wird. Insbesondere die etwas schwerfällige Umsetzung des neuen Gesetzes durch die Gerichte wird bemängelt. Kritische Berichterstattung betreff des Kroatien-Krieges ist in Kroatien nach wie vor ein sehr empfindliches Thema.

Einzelnachweise

  1. a b Zrinjka Peruško, Helena Popović: From Transmission to the Public Good: Media Policy for the Digital Age in Croatia. In: Asla Isanović, Miklós Sükösd (Hrsg.): Public Service Television in the Digital Age: Strategies and Opportunities in Five South-East European Countries. Mediacentar, Sarajewo 2008, S. 141-190, S. 161.
  2. Buden, Boris: "Country Reports on Media: Croatia", http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/csbsc/country_reports/Media_Croatia.htm, Zugriff: 9. Juni 2006.
  3. a b World Association of Newspapers: World Press Trends 2000. Paris: Zenith Media 2001, S. 76.
  4. "New Croatian Newspaper is Launched Using Complete Publishing Solution from DTI", http://www.dtint.com/dtint/news/article100019.ece, Zugriff: 9. Juni 2006.
  5. Zrinjka Peruško, Helena Popović: From Transmission to the Public Good: Media Policy for the Digital Age in Croatia. In: Asla Isanović, Miklós Sükösd (Hrsg.): Public Service Television in the Digital Age: Strategies and Opportunities in Five South-East European Countries. Mediacentar, Sarajewo 2008, S. 141-190, S. 141, 152f.
  6. Zrinjka Peruško, Helena Popović: From Transmission to the Public Good: Media Policy for the Digital Age in Croatia. In: Asla Isanović, Miklós Sükösd (Hrsg.): Public Service Television in the Digital Age: Strategies and Opportunities in Five South-East European Countries. Mediacentar, Sarajewo 2008, S. 141-190, S. 141.
  7. Zrinjka Peruško, Helena Popović: From Transmission to the Public Good: Media Policy for the Digital Age in Croatia. In: Asla Isanović, Miklós Sükösd (Hrsg.): Public Service Television in the Digital Age: Strategies and Opportunities in Five South-East European Countries. Mediacentar, Sarajewo 2008, S. 141-190, S. 154.
  8. Ivo Banac: Yugoslavia. In: The American Historical Review. 97, Nr. 4, Oktober 1992, S. 1084-1104, S. 1097f (http://www.jstor.org/stable/2165494).
  9. Ivo Škrabalo: Između publike i države: povijest hrvatske kinematografije: 1896-1980. Znaje, Zagreb 1984.
  10. Jurica Pavičić: Moving into the Frame: Croatian Films in the 1990s. In: Central Europe Review. 2, Nr. 19, 15. Mai 2000 (http://www.ce-review.org/00/19/kinoeye19_pavicic.html, abgerufen am 15. Juni 2008).
  11. N.N.: Southeast Europe. In: IREX (Hrsg.): Media Sustainability Index 2008. 2008 (http://www.irex.org/programs/MSI_EUR/2008/MSIEE08-SEE.pdf, abgerufen am 10. Juni 2008).
  12. IREX (Hrsg.). 2006. Media Sustainabilty Index 2005. http://www.irex.org/msi/2005/MSI05-SEEurope.pdf, letzter Zugriff: 3. Juli 2006, S. 45, 54.
  13. IREX (Hrsg.). 2006. Media Sustainabilty Index 2005. http://www.irex.org/msi/2005/MSI05-SEEurope.pdf, letzter Zugriff: 3. Juli 2006, S. 54.
  14. Reporter ohne Grenzen (Hrsg.). 2006 Rangliste der Pressefreiheit 2005, letzter Zugriff: 3. Juli 2006.

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