Medizinische Informatik

Medizinische Informatik

Die Medizinische Informatik befasst sich mit der systematischen Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit den Anfängen des Fachs in den 1970er Jahren hat die Medizinische Informatik entsprechend den gleichermaßen wachsenden Anforderungen und technologischen Kapazitäten einen enormen Aufschwung genommen. In den letzten Jahren hat insbesondere das Internet, hier vor allem das Aufkommen von E-Health, das Fachgebiet erweitert.

Definition

Der Fachausschuss für Medizinische Informatik (FAMI) der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS) definiert „Medizinische Informatik“ wie folgt:

Die Medizinische Informatik beschäftigt sich mit dem Einsatz von Konzepten und Techniken der Informatik und Informationstechnologie in der Medizin zur systematischen Repräsentation von ärztlichem Wissen über die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen. Medizinische Versorgung auf qualitativ hohem Niveau ist heute ohne die systematische Informationserfassung, -aufbereitung und -verarbeitung nicht mehr möglich. Hierfür stellt die Medizinische Informatik Methoden und Werkzeuge bereit, um den Patienten, den Ärzten, und allem sonstigen Medizinischen Personal die richtige Information in der richtigen Form zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitzustellen.

Durch die Anwendung formaler Methoden und Konzepte der Informatik und den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützt die Medizinische Informatik also

  • Struktur,
  • Prozess,
  • Ergebnis und
  • Präsentation

der Gesundheitsversorgung sowohl in theoretischen, vor allem aber auch in praktischen Aspekten. Entsprechend breit gefächert sind die Anwendungsgebiete der modernen Medizinischen Informatik, die von der Krankenhausverwaltung, der Patientenbetreuung und Pflege, der Diagnostik und Therapie, der Ausbildung von Ärzten und Pflegern bis hin zur Unterstützung der Kommunikation zwischen allen Beteiligten reichen.

Derzeitige inhaltliche Schwerpunkte sind zum Beispiel die folgenden Themen:

  • Archivierung von Krankenunterlagen
  • Informationsverarbeitung in der Pflege
  • KIS bzw. Informationssysteme im Gesundheitswesen
  • Mobiles Computing
  • Qualitätsmanagement in der Medizin
  • Standards zur Kommunikation und Interoperabilität
  • Medizinische Bildverarbeitung und Telemedizin
  • Bioinformatik

Grundstruktur

Der theoretische, konzeptuelle Anteil besteht beispielsweise in der Entwicklung und Modellierung unterschiedlichster Anwendungssysteme in Krankenhäusern, Ambulanzen und Arztpraxen, sowie in der Vernetzung dieser Systeme untereinander.

Die praktische, organisatorische Aufgabenstellung sieht so aus, dass die verschiedenen Anforderungen der zum Beispiel im Krankenhaus beteiligten Berufsgruppen und Abteilungen genau erfragt, rückgekoppelt und koordiniert werden müssen, um sie in einem nächsten Schritt dann technisch umsetzen und konzeptuell optimieren zu können.

Der technische, handwerkliche Teil ist schließlich die fachgerechte Berechnung der benötigten Komponenten und ihre gegen Systemausfälle mehrfach abgesicherte Installation, Inbetriebnahme und Wartung. Es ist dazu viel Feinabstimmung nötig.

Anwendungsbereiche

Das erklärte Ziel ist lehrbuchgemäß, die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort beschleunigt zur Verfügung zu stellen. Damit können die Arbeitsprozesse der im Gesundheitswesen Tätigen unterstützt werden. Dies gilt für medizinische Diagnostik, Therapie, Dokumentation, Abrechnung, Epidemiologie und Krankheitsprävention. Auch dem zunehmend wichtigeren Zweck der Qualitätssicherung wird dadurch entscheidend zugearbeitet. Denn damit werden Abläufe und die (Fehl-) Leistungen der Beteiligten nachvollziehbar, also im Prinzip kontrollierbar gemacht.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Informationen häufig systematisch strukturiert und zum Teil erst einmal klassifiziert werden, was ein eigenes Berufsfeld begründet hat, die Medizinische Dokumentation. Mit Hilfe dieser strukturierten und durch Computer interpretierbaren Informationen können so genannte wissensbasierte Systeme aufgebaut werden, die die im Gesundheitswesen Tätigen unterstützen, etwa bei der Diagnostik und Therapie von Patienten. Strukturierte Information ist auch die Grundlage für den Einsatz von Krebsregistern sowie für wissenschaftliche oder wirtschaftliche Berechnungen im Gesundheitswesen.

Spezielle Anwendungsbereiche befassen sich mit Bildverarbeitung, also der Diagnostik mittels Computertomographie und anderen bildgebenden Verfahren, sowie der Biosignalverarbeitung etwa in OP-Sälen und Intensivstationen.

Ein relativ neues Einsatzgebiet bildet die computerassistierte Detektion (CAD – Computer-assisted Detection) von auffälligen Strukturen in Röntgenbildern um den diagnostischen Prozess zu unterstützen.

Siehe auch

Benachbarte Gebiete, die in der Fachgesellschaft GMDS vertreten sind, sind Medizinische Dokumentation, Bioinformatik, Epidemiologie und Biometrie.

Die medizinische Biometrie befasst sich zwar wie die Biometrie auch mit dem Messen von biologischen Merkmalen im weitesten Sinn. Der allgemeine Sprachgebrauch von Biometrie ist in der Öffentlichkeit aber anders besetzt, nämlich vor allem mit der Entwicklung von Techniken zur Identifizierung von Personen. Medizinische Biometrie hingegen beschäftigt sich hauptsächlich mit statistischen Methoden und Evaluationen.

Weitere spezielle Themen sind

Literatur

  • Bitzer, E et al: Bestandsaufnahme, Bewertung und Vorbereitung der Implementation einer Datensammlung "Evaluation medizinischer Verfahren und Technologien" in der Bundesrepublik (Nomos) ISBN 3-7890-5646-4
  • Dugas, Martin / Schmidt, Karin: Medizinische Informatik und Bioinformatik. Ein Kompendium für Studium und Praxis (Springer Bln) ISBN 3-540-42568-3
  • Haas, Peter: Medizinische Informationssysteme und Elektronische Krankenakten (Springer Bln) ISBN 3-540-20425-3
  • Janssen, Karl: Medizinische Expertensysteme und staatliche Sicherheitsregulierung. Medizininformatik als Gegenstand des Medizinproduktrechts (Springer Bln) ISBN 3-540-62912-2
  • Krüger, Uwe / Schneeweiss, Sebastian: Arbeitsmedizin pur, medizinische Statistik und Informatik pur. Die Karteikarten (Börm Bruckmeier) ISBN 3-929785-15-3
  • Lehmann, Thomas / Meyer zu Bexten, Erdmuthe: Handbuch der Medizinischen Informatik (Hanser, C /VM) ISBN 3-446-21589-1
  • Tresp, Christopher: Beschreibungslogiken zur Behandlung von unscharfem Wissen im Kontext eines medizinischen Anwendungsszenarios (Shaker) ISBN 3-8265-6182-1
  • Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Lehrbuch (de Gruyter) ISBN 3-11-014317-8
  • Medizinische Dokumentation. Grundlagen einer qualitätsgesicherten integrierten Krankenversorgung - Lehrbuch und Leitfaden (Schattauer /KNO) ISBN 3-7945-2265-6
  • Wörterbuch der medizinischen Informatik (de Gruyter) ISBN 3-11-011224-8
  • Lehmann, Thomas: Handbuch der Medizinischen Informatik (2. Auflage, Hanser, C /VM) ISBN 3-446-22701-6
  • Wingert, Friedrich: Medizinische Informatik (B.G. Teubner Stuttgart) ISBN 3-519-02453-5

Weblinks

 Commons: Medical informatics – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks Wikibooks: Medizinische Informatik – Lern- und Lehrmaterialien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”